Die Kurse von Frau Haußmann und Herrn Breyer erreichten nach etwa 5 Stunden Fahrt Dachau. Das Konzentrationslager hat den Beinamen „Schule der Gewalt“, der sich in den 200.000 Häftlingen aus über 30 Ländern und den 41.000 Toten klar wiederspiegelt und durch die dem KZ angeschlossene Ausbildungsstätte für SS-Offiziere erklärt. Unsere Führung begann an dem Eingangstor, welches den Schriftzug „Arbeit macht frei“ trägt. Dazu wurde das Gedicht „Die Lüge im Tor“, das von dem Häftling Edgar Kupfer-Koberwitz verfasst wurde, vorgetragen, was den Terror, den die Häftlinge beim Erblicken dieses Schriftzuges fühlten, beschreibt.
In der darauffolgenden Ausstellung erfuhren wir, dass das KZ Dachau insbesondere der Forschung in der Militärmedizin galt. Ärzte wie Dr. Sigmund Rascher unterzogen die Häftlinge Menschenversuchen, die die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit bis zum eintretenden Tod ausloten sollten. Rascher war einer der ersten Ärzte, die, unter dem Deckmantel der Wissenschaft, Versuche an KZ-Häftlingen durchführten. Auch dieses Vorgehen machte in vielen weiteren Lagern „Schule“.
Während wir über den Appellplatz zu den Baracken gelaufen sind, konnten wir eine Kunstskulptur, zusammen mit zwei Mauern sehen. Diese dienen als internationales Mahnmal, wobei auf den Mauern in 5 Sprachen „Nie wieder“ geschrieben steht.
Von den 34 Häftlingsbaracken stehen heutzutage nur noch zwei, wovon eine betretbar ist. In den grob gezimmerten Barackenzimmern konnten 200 Häftlinge unterkommen, wobei die Anzahl gegen Kriegsende auf 1.000 angestiegen ist. Zum KZ Dachau gehört auch eine Gaskammer mit mehreren Verbrennungsöfen, wobei die Gaskammer vermutlich nie benutzt wurde.
Nach der Besichtigung Dachaus ging es weiter nach München, wo uns am Tag darauf eine Führung erwartete, die München als „Hauptstadt der Bewegung“ darstellte.
München wurde von Hitler nur aufgrund ihres Status' als Kunststadt zu seinem Wohnsitz auserkoren, da er hoffte, an der Kunsthochschule aufgenommen zu werden. Der ehemalige Soldat Hitler hat in München die NSDAP aus der DAP gegründet und sich an die Parteispitze hochgearbeitet. In der ganzen Stadt, besonders allerdings sichtbar am Haus der Deutschen Kunst, ist der nationalsozialistische Baustil, dessen massive Bauart zum Beeindrucken diente, noch heute für das Erscheinungsbild prägend. Neben den Orten des Hitler-Putsches, der Umbenennung der DAP zur NSDAP, die im Hofbräuhaus stattfand, besuchten wir auch die NSDAP-Parteizentrale und Ort des Münchener Abkommens. Dort ist heute die Musikhochschule untergebracht.
Am Hintereingang der heutigen Staatskanzlei ist ein Mahnmal mit einem Auszug aus einem Flugblatt der Weißen Rose, der Willi Graf, ein ehemaliger Schüler des Ludwigsgymnasiums, bis zu seiner Hinrichtung angehörte, angebracht, das die Abgeordneten an ihre Aufgabe, die Demokratie zu schützen erinnern soll – ein Appell, der gerade in unserer Zeit aktueller denn je ist.
Der zivile Widerstand in München ist besonders durch die „Drückebergergasse“ (heute: Viscardigasse) dargestellt, die Personen langliefen, um nicht an einem Ehrenmal in Erinnerung an den Hitler-Putsch und seiner Opfer vorbeilaufen und den Hitlergruß demonstrieren zu müssen – ein kleiner Umweg, der aber als bewusste Entscheidung gegen den Führerkult galt und für einige Bürger im KZ endete.
Als letzte Station der Führung sind wir zum Platz der Opfer des NS gegangen, auf dem eine ewige Flamme als Mahnmal in Erinnerung an den Nationalsozialismus und dessen Unmenschlichkeit seit 1985 brennt.
Der Ausflug war – trotz der immer wieder aufkommenden bedrückenden Stimmung – äußerst lehr- und hilfreich, und hat uns geholfen, das Ausmaß und die Wirklichkeit der Themen, die wir im Klassenzimmer besprechen, zu verstehen.
Die Lüge im Tor
„Arbeit macht frei“ ist mitten im Tor
In Eisen geschmiedet zu sehn,-
Die Augen halten staunend davor,
jedes Mal wenn durchs Tor wir gehen.-
Arbeit macht frei,- so lügen sie
Arbeit macht frei,- so trügen sie,
Arbeit macht frei,- doch zahlen sie
Arbeit mit Tod zurück.-
Arbeit macht frei,- das ist der Hohn,
Arbeit macht frei,- o Deutschlands Sohn,
Arbeit macht nicht frei!-
So sieh es doch, was alle sehn.
„Der Tod macht frei!“- „das sollte stehn:
„Tod löst die Tyrannei“
(Edgar Kupfer-Koberwitz: Dachauer Tagebücher. Aufzeichnungen des Häftlings 24814, München 1997, S. 540)
Irenea Lucie Barna, 12 Ge By