Zum Bestand der Bibliothek gehören etwa zwei Ausgaben des von Aulus Gellius um 170 veröffentlichten Sammelwerks Noctes atticae, ein im Mittelalter schon sehr beliebtes Werk. Beide Drucke wurden 1519 in Basel bei Andreas Cratander (ca. 1490-ca. 1540) angefertigt. und sind im Druckbild gleich, jedoch ziert eine Ausgabe eine Titelbordüre von Hans Franck. Sie zeigt u. a. den Hercules gallicus, eine Allegorie auf die Beredsamkeit.
Bisher war man sich im Ludwigsgymnasium lediglich über den Besitz einer Ausgabe der Noctes bewusst, weshalb auch nur eine Auflage restauriert wurde. Zudem wurde angenommen, dies sei der älteste Druck der Bibliothek.
Tatsächlichaber sind in der inzwischen restaurierten anderen Auflage die wohl ältesten Seiten der Bibliothek eingebunden, nämlich Schriften des Humanisten und Kardinals Basilius Bessarion (1403-1472), Titularpatriarch von Konstantinopel, der neben vielen griechischen Schriftstellern vor allem Platons Werke erschlossen hatte, sowie der Libellus de zelo christianereligionis veterum principum Germanorum des Lupold von Bebenburg, den Johann Bergmann 1497 in Basel herausbrachte. Unsere ältestes Buch.
Einen weiteren besonderen Bestand der Bibliothek des Ludwigsgymnasiumsbilden 93 Bände griechischer und lateinischer Schriftsteller, die in den Jahren 1778 bis 1794 in Zweibrücken durch die Societas bipontina ediert worden sind. Sehr beachtenswert sind auch die insgesamt zwölf vorhandenen Bücher, in denen die Entdeckungsreisen des Kapitäns James Cook (1728-1779) dokumentiert sind. Sie gehören alle zu französischen Erstausgaben, welche die Berichte zu den Entdeckungsfahrten öffentlich machten. Sie wurden im Verlaufe mehrerer Jahre in Paris, Hotel de Thou, gedruckt.
Ein Katalog aus dem 19. Jahrhundert bezeugt, dass die heute vorhandenen rund 440 Bücher der bescheidene Rest einer sehr viel größeren Bibliothek sind. Mindestens die Tatsache, dass das Gebäude des Ludwigsgymnasiums in der Saarbrücker Hohenzollernstraße kriegszerstört war, erklärt die riesigen Verluste dieser über vierhundert Jahre gewachsenen Bibliothek. Diebstahl, aber auch Ausmusterung abgearbeiteter Exemplare werden dazu gekommen sein.
Joachim Conrad/Christian Hirtz