Moderner Geschichtsunterricht hat nichts mehr mit dem Auswendiglernen von Daten und Ereignissen zu tun, die einfach nur wiedergegeben werden müssen. Ganz ohne Daten geht es naturlich nicht, aber sie müssen immer in einen größeren Kontext gestellt werden.
Kinder und Jugendliche sollen durch den Unterricht befähigt werden, Geschichte zu dekonstruieren und geschichtliche Sachverhalte und Zusammenhänge in geordneter Weise wiederzugeben, also eine geschichtliche Narration zu verfassen. Dazu gehört auch das Wissen um die Zeit- und Standortgebundenheit bei damaligen Zeitgenossen, Historikerdarstellungen und uns heutigen Zeitgenossen als Rezipienten von Geschichte. Zentrale Fragen sind hierbei: Was machen wir mit Geschichte? Was macht Geschichte mit uns?
Gefördert wird das durch die Orientierung in der Geschichte, wobei hier nicht nur die zeitliche, sondern auch die räumliche Orientierung gemeint ist. Arbeit mit Zeitleiste und Karte sind hier unabdingbar.
Die Orientierung in der Geschichte bedeutet fur die Schülerinnen und Schüler einen angemessenen Umgang mit Begriffen, Daten und Ereignissen. Diese können adäquat eingeordnet, hinterfragt und beurteilt werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Alteritätserfahrung und die Instrumentalisierung bzw. Nutzung von Geschichte in der Gegenwart.
Geschichte kann nur uber Medien vermittelt werden. Im Unterricht wird eine enorme Menge unterschiedlichster Medien eingesetzt, die mit zunehmender Lernprogression immer systematischer erschlossen, hinterfragt und beurteilt werden, so dass junge Menschen im Bereich des methodischen Lernens auch Kompetenzen an die Hand bekommen, mit denen heutige Medien, etwa Bilder, Videos aus Nachrichten, Zeitungsartikel oder politische Reden, eingeordnet, analysiert und beurteilt werden können.
Zentral für den Geschichtsunterricht ist der Beitrag zur Erziehung eines mündigen Staatsbürgers, der zur kritischen Reflexion in der Lage ist und eigenverantwortlich begründet mit Geschichte umgeht.
Dazu dient die Beurteilungskompetenz, die sich nicht nur auf die eingesetzten Medien bezieht, sondern auch auf Deutungen in Vergangenheit und Gegenwart. Multiperspektivität in den Quellen und Kontroversität in den Deutungen durch Historiker sind wichtige Erkenntnisgewinne für die Schülerinnen und Schüler, denn sie lernen, dass Geschichte und ihre Deutungen sich ändern, immer wieder neu ausgehandelt werden (müssen) - kurzum: dass Geschichte ein Konstrukt ist. Daher kann und soll im Geschichtsunterricht auch diskutiert werden. Jeder junge Mensch soll sich sein eigenes Geschichtsbild aufbauen und nicht das der Lehrpersonen u?bernehmen.
Zunehmend finden auch moderne Lernarrangements wie kooperatives und selbstorganisiertes Lernen Eingang in den Geschichtsunterricht, denn auf diesem Weg wird die eigenständige Auseinandersetzung mit Geschichte gefördert und neben den fachlichen auch überfachliche Kompetenzen gestärkt wie Sozial- und Personalkompetenz.